Die herrlichen Feiertage und die blöden Bemerkungen

Wer kennt sie nicht, die Sätze der lieben Familie bezüglich des Körpers? Im Speziellen jetzt zu den Feiertagen. 

Hast du zugenommen?

Du bist zu dünn. Hast du aufgehört zu essen? Das Mollige steht dir richtig gut. Und jetzt isst du so viel? Bist du schwanger? Wow, du bist richtig dick in deiner Schwangerschaft! Du hast nen richtig kleinen Bauch für eine Schwangere? Einige sind einfach ewig schwanger! Wie, hast du noch nicht dein altes Gewicht zurück nach der Geburt? 

Ganz besonders Frauen geht es so, deren Körper sich von Natur aus die ganze Zeit verändern. Pubertät, Zyklus, Schwangerschaft, Mama-Sein, Menopause und im Alter.

Menschen hadern mit sich.

Mit dem Körper, den sich niemand selbst aussuchen kann. Hinzu kommen ständiges Vergleichen, Diäten und Optimierungswunsch. Wir sehnen uns nach positiven Bemerkungen, um uns glücklich zu fühlen. Negatives Erwähnen des Aussehens kränkt uns. Die eigene Unzufriedenheit mit dem Körper kommt eigentlich nur, weil andere uns sagen oder zeigen, dass wir nicht ok sind. Wir lernen uns nicht ok zu fühlen in unserem Körper. Als dürften wir nicht ok sein.

Das, was andere sagen, wird immer lauter in uns und wir werden gemein zu uns selbst. Nein, sogar gemeiner, weil wir es uns dann immer und immer wieder sagen. Die andere Person hat es womöglich schon wieder vergessen. Wir nicht.

Leider tun wir es alle. Ich, du, wir alle.

Es gibt Ansprüche und Erwartungen an uns und so haben wir auch Vorstellungen und Erwartungen an andere. Wir begegnen Menschen und stecken sie in Schubladen, denken und sagen Dinge, die verletzend sein können. Und eigentlich haben wir keine Ahnung, was sich hinter den Menschen mit ihren Körpern verbirgt, was sie durchmachen und was wir damit auslösen. 

An Weihnachten ist es immer besonders aufgeladen, da es viel leckeres Essen gibt und alle es genießen wollen, ohne sich schlecht zu fühlen. Es geht doch eigentlich darum, dass wir eine schöne Zeit zusammen verbringen in den Körpern, die wir haben, oder?

Ja und trotzdem gibt es sie, die blöden Bemerkungen. Meine Familie sagt mir ständig, dass ich zu dünn bin. Jedes mal! Das nervt mich total. Am liebsten möchte ich dann ausrasten. Letztes Jahr habe ich daraufhin meinen Schwager gefragt, was ich denn bitte mit so einer dicken Plautze machen soll, die er mit sich rumträgt. Erst dachte ich, das wäre clever und dann hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich habe ihn verletzt, ohne nachzudenken reagiert und somit den fiesen Kreis weitergeführt und ihm ein schlechtes Gefühl in seinem Körper gegeben. Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, nicht überrascht darüber zu sein. Die Kommentare werden kommen. Also tief durchatmen. Ich habe mich sogar vorbereitet.

Ich möchte Ahimsa einladen.

Ahimsa (Sanskrit) kommt aus der Yogaphilosophie von Patanjali und beschreibt das Prinzip der Gewaltlosigkeit. Dieses mal werde ich darauf erwidern: Ich freue mich, dass wir uns sehen. Ich fühle mich wohl in meinem Körper, nicht jeden Tag, aber ich lerne meinen Körper anzunehmen, wie er ist, wie sieht es bei dir aus? 

Drück mir die Daumen, dass ich das auch so hinbekomme.

Kennst du auch diese Momente?

Wie gehst du mit Bemerkungen um, die dich verletzen? 

Und wie schaffen wir es selbst, diese Bemerkungen nicht zu machen?

Welche Bemerkungen sind vielleicht auch schöner?

Heute möchte ich dir sagen: “Du darfst ok sein mit deinem Körper. Du darfst auch nicht ok sein mit deinem Körper. Du bist einzigartig. Niemals bist du gleich. Du gibst dein Bestes. Du bist da und du bist wundervoll!”

Ich wünsche dir herrliche Feiertage ohne blöde Bemerkungen!

Liebst, Vera

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