Was habe ich aus Yoga mitgenommen? Ein Gastbeitrag von Johanna Dittrich über Yoga mit ihren zwei Kindern
Von vielen Frauen bekomme ich die Rückmeldung, dass ihnen Yoga so gut tut und sie sehr gerne mitmachen möchten. Aber wie genau können sie es in ihrem Alltag unterbringen mit Kind(ern)?
Ich habe Johanna gefragt. Mit Johanna mache ich seit über 2 Jahren zusammen Yoga und bin so unglaublich fasziniert von ihrem Engagement. Von und mit Johanna habe ich so viel gelernt. “Nicht unterkriegen lassen, Situationen annehmen und schauen wie man weiter machen kann.”
Ihre liebevolle Art und Offenheit erlaubt es uns einen Einblick zu bekommen in ihre Yogawelt. Wie ist es für sie Yoga zu machen? Und vor allem wie ist es für sie, es von zu Hause aus zu machen mit zwei Kindern (vier und zwei Jahre alt)?
Johanna schreibt für uns:
Seit über 15 Jahren mache ich nun Yoga. An ganz unterschiedlichen Orten: Angefangen mit einem Volkshochschulkurs in einer alten Rostocker Turnhalle, später in einem schicken Magdeburger Loft eines teuren Yogastudios über den Dächern der Stadt. Doch seit 2,5 Jahren übe ich – dem unergründlichen Google-Algorithmus sei Dank – mit Vera in einem Studio der anderen Art.
Yoga in meinen eigenen vier Wänden
Auf der Suche nach einer Yogalehrerin, die mich in Zeiten von Corona feinfühlig durch meine 2. Schwangerschaft begleitet, wurde mir das YogaVera.Studio vorgeschlagen. Das Online Yogastudio speziell für Frauen. Das Baby, das damals im Pränatal Yogakurs in meinem Bauch nur Veras Stimme lauschen konnte, ruft heute laut: „Hallo Vera!“ in die Laptop Kamera (und freut sich mit mir gemeinsam, nun Veras wachsenden Bauch zu bewundern).
Die bunte Welt des Yoga - Ausprobieren und finden was geht…
In der Zwischenzeit gibt es kaum ein Angebot von Vera, in das ich noch nicht reingeschnuppert habe: Partneryoga mit meinem Mann in der Schwangerschaft, Post- und Pränatalyoga in der Gruppe, Personalyoga, Zyklusyoga Workshop oder Morningyoga. Ich kann einfach von zu Hause teilnehmen. Ich melde mich an, bezahle, bekomme Zugangsdaten und es kann losgehen.
Nicht einmal die Wohnung ist dieselbe, in der ich Yoga mache, aber Vera ist da. Ich konnte sie einfach mitnehmen. Vera begleitet mich seitdem. Denn, auch wenn mir mal alles verloren schien: meine Zufriedenheit mit dem eigenen Körper, die Kraft, die Beweglichkeit, der Antrieb… Vera ist da, begegnet mir, wie ich bin, holt mich ab und schafft es, mit mir ein kleines Stück weiter zu gehen.
Sicherlich braucht es ein wenig Organisation und Planung
Da mein Mann in Vollzeit arbeitet, müssen Termine im Vorfeld gut geplant und kommuniziert werden. Da Self-Care und unsere Gesundheit für uns beide einen großen Stellenwert hat, nehmen wir uns bewusst Zeit für uns. Weil wir es so wollen!
Morningyoga mit meinen zwei Kindern
Meine neueste Yogaentdeckung ist das Morningyoga. Jeden Morgen eine halbe Stunde. Das geht dann ausnahmsweise organisatorisch nur mit Kindern. Yoga der ganz anderen Art. Turbulent. Es wird viel gelacht, es wird auch gestritten, zwischendurch muss ich mal wen aufs Töpfchen setzen oder Tränen trocknen. Aber es ist ein Morgen in Gemeinschaft. Vera teilt diese Momente mit mir, führt mich konzentriert durch diese 30 Minuten aus Erwärmung, Asanas und Atemübung. Hilft mir, den Fokus zu bewahren. Oft sagt sie: „Achte auf deinen Atem“. In Anwesenheit meiner Kinder merke ich plötzlich, wie sehr die Care Arbeit auf die Atmung schlägt: Ein Poltern und schon wird die Atmung flach, ein Meckern und ich ziehe die Schultern hoch und gehe in Hab-Acht-Stellung. Hier übe ich jeden Morgen unter erschwerten Bedingungen immer wieder, meinen Körper gut zu versorgen mit Luft, Bewegung, Entspannung und Achtsamkeit. Yoga in meinen Alltag integriert.
So wie Morningyoga für mich das einzige Yoga ist, das mit meinen Kindern funktioniert, hat jedes Yogaangebot seine eigenen Seiten.
Pre- und Postnatalyoga
Beim Pre- und Postnatalyoga ist es besonders die Gemeinschaft der (werdenden) Mütter, die mir das Herz wärmt. Eine Stunde, die mir Zeit gibt, mich mit meinem Baby und meinem Körper zu verbinden, aber auch mit den Frauen da draußen, die wir gemeinsam die Wochen bis zur Entbindung zählen, uns über die Geburten austauschen und uns immer wieder gegenseitig stärken. Auch der Austausch bekommt seinen Platz in Veras Yogaeinheiten. In diesen Kursen steht mein Rechner in irgendeiner Ecke eines schlecht ausgeleuchteten Zimmers. Ich kann auf Klo gehen, wann ich will, stillen oder was immer ich brauche, es merkt niemand, es stört niemand und ich bin nicht alleine.
Personalyoga
Beim Personalyoga ist das anders. Da nimmt Vera sich die Zeit nur für mich. Die Übungen sind auf mich, meine Wünsche und meine Fähigkeiten zugeschnitten. Gerade konnte ich meinen Sonnengruß auf den Hund-der-nach-oben-schaut erweitern und möchte jetzt den Übergang aus dem Plank etwas geschmeidiger üben. Darum schenke ich in einer Personal Yogastunde dem Aufbau meiner Technik mehr Aufmerksamkeit: Vera kann mich hier ganz genau sehen, um mir Rückmeldungen zu meinen Haltungen und Bewegungsabläufen geben. Einfach mal so um meine Matte herum gehen, mich von allen Seiten anschauen oder mir eine Hand auf den unteren Rücken legen – all das geht online natürlich nicht.
Es braucht ein wenig Vorbereitung
Der Aufbau des Laptops ist natürlich nicht alles: Als alte Yoga-Häsin, weiß ich, wie die perfekte Vorbereitung für die Yogastunde aussieht (aufmerksam wie Vera ist, schickt sie auch immer Inspirationen per Mail): passendes Licht, Kerzen, Düfte bereitstellen, wohltuendes Getränk zubereiten, Matte, Decke, stabiles Kissen griffbereit haben.
Reality Check:
19:56 Uhr: bemerken, dass man die Spuckflecken des Babys auf der Yogamatte noch nicht entfernt hat
19:57 Uhr: Bluetoothkopfhörer melden, dass sie noch 6% Akku haben
19:58 Uhr: Immer noch nicht bei Hessnatur das schicke Yogaoutfit bestellt!
19:59 Uhr: Fix ein Glas kaltes Wasser besorgen
20:00 Uhr: In Veras friedliches Gesicht schauen, wie sie in ihrem perfekt beleuchteten, aufgeräumten Raum sitzt, wahrscheinlich sogar einen dampfenden Tee an der Seite
Da knabbere ich dann manchmal dran. Das muss doch möglich sein, mich eine halbe Stunde vorher vorzubereiten! Wenn ich so gestresst auf die Matte springe, mitten im unaufgeräumten Alltagschaos, dann kann Yoga doch nicht funktionieren, oder? Dann sehne ich mich manchmal danach in ein physisches Yogastudio zu fahren. Dort hat dann jemand für mich den Raum vorbereitet, gelüftet, gewärmt und beleuchtet.
Erwartungen
Ich merke: Ganz schön viele Erwartungen, die ich an 60 Minuten Yoga habe. Klar, 60 Minuten sind kostbar in einer durchgetakteten Woche mit 2 kleinen Kindern. Da soll dann aber auch alles stimmen! - Wie löst man diese Erwartungen auf? Ich weiß es nicht. Aber ich mache trotzdem weiter. Durch die Frustration hindurch. Immer weiter üben!
Ist genau das vielleicht Yoga? Atmen und dann das, was ich tue, in diesem Moment so gut oder schlecht tun, wie es gerade geht?