Warten – Geduldsproben in der Schwangerschaft

Jetzt wo ich schwanger bin und ein wenig reflektiere, merke ich, dass das Babybekommen ganz schön viel Geduld von mir abverlangt. Meine Freundin hat es ziemlich gut auf den Punkt gebracht: man ist permanent im Wartemodus. Jede von uns hat ihre eigene Geschichte und heute möchte ich meine mit dir teilen. In diesem Blogeintrag geht es um meine ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Kinderwunsch, dem Schwangerwerden, dem Schwangersein und dem langen Warten.

Schwanger werden

Durch meine Arbeit mit Frauen in der reproduktiven Phase, kenne ich einige Erlebnisse, was das Schwangerwerden betrifft. So wie es damals in der Schule dargestellt wurde, ist es eher selten. Nicht verhütet und direkt schwanger. Das Spektrum des Zeitraums, in dem man schwanger wird, ist sehr groß. Es hängt von so vielen Faktoren ab. Gesundheit, Alter, Lebensphase, Natur … Es gibt alles: von direkt beim ersten Versuch schwanger, gewollt oder nicht gewollt bis zu vielen Versuchen nach Jahren. Oder man wird nicht schwanger. Oder man holt sich medizinische Hilfe aus den verschiedensten Gründen. Oder man möchte schwanger werden, es aber nicht alleine machen. Oder man lebt in einer homosexuellen Beziehung und ist auf fremde Hilfe angewiesen. Oder man wird schwanger, aber die Schwangerschaft bleibt nicht. All das sind Tatsachen, die meine Freundinnen, Schwestern, Bekannten erlebt haben. Das Thema ist hochkomplex und sehr aufgeladen, da wir immer noch in einer Gesellschaft leben, die davon ausgeht, dass eine Frau einfach schwanger wird. Neben all den Rollen, die sie beruflich und als Partnerin hat, soll sie verdammt nochmal auch einfach schwanger sein. So richtig aufgefangen wird sie dann aber nicht, wenn sie es versucht. Auch nicht, wenn sie dann Mutter ist. Aber das Bild der liebenden, sich aufopfernden und perfekten Mutter sitzt tief in uns. Es macht mich schon sehr “mütend”, müde und wütend. Durch Social Media wird das Ganze noch verschärft. Frauen werden extrem unter Druck gesetzt. Social Media hat aber auch etwas Schönes, und zwar, dass immer mehr Frauen ihre Geschichten erzählen. Wir erfahren viel mehr darüber wie es wirklich ist. Und darauf möchte ich mich heute konzentrieren. Kommen wir also zu meiner Geschichte.

Wie ich schwanger wurde

Aber noch ein Schritt zurück. Wie kam es dazu, dass ich schwanger werden wollte? Denn das wollte ich erst niemals und dann irgendwann unbedingt.

Der Entschluss zum schwanger werden – aka Kinderwunsch

Die Entscheidung für ein Kind war für mich ein langer Prozess. Ich liebe Babys und Kinder. Keine Frage. Besonders, wenn ich nicht die volle Verantwortung für sie habe. Wenn ich sie einfach wieder abgeben kann. Als Teenager habe ich oft auf meine Nichten und Neffen aufgepasst. Das hab ich geliebt. Ich habe sie geliebt. Aber selbst Kinder haben, kam für mich nicht in Frage. Ich habe mir meine Schwestern angesehen und diese Aufgabe erschien mir enorm und kräftezehrend. Niemals. Es hat auch viel mit der Erziehung zu tun, die ich erfahren habe. Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, der autoritär und streng christlich ist. Ich lehne beides ab, weil ich darunter sehr gelitten habe. Als Zweitjüngste von 13 Kindern stand ich in der Familienhierarchie ganz unten. Lange hatte ich keine Idee, wie es anders geht. Aber ich wusste, dass ich es anders wollte.

Mein Herz schlägt für Frauen, das hast du wahrscheinlich schon bemerkt. Schon sehr früh habe ich die Ungerechtigkeit Frauen gegenüber gespürt und irgendwie war es außerhalb der Gemeinde meiner Eltern nicht viel anders. Frauen werden systematisch unterdrückt. In christlichen Gemeinden (wie in der meiner Eltern) ist es nur offensichtlicher. Puh, das musste ich erstmal verdauen. Noch weniger Grund ein Kind zu bekommen. Als ich damals mit Manu zusammengekommen bin, war ich fest entschlossen, niemals Kinder zu bekommen. Das habe ich ihm auch genauso gesagt. Wir werden keine Kinder haben! Das war ok für ihn.

Der Twist

Als Yogalehrerin habe ich mich auf Frauen spezialisiert. Für mich selbst ist mein Körper der Schlüssel zu mehr Kraft und Gelassenheit und das möchte ich weitergeben. In meinem Angebot findest du beispielsweise Schwangeren- und Postnatalyoga, Frauenyoga und Zyklusyoga. Ich habe durch meine Arbeit so viele unglaublich starke Frauen kennengelernt und eine Idee bekommen, wie es anders aussehen kann, Kinder zu bekommen. Ich hatte immer die Befürchtung, dass ich das weitergebe, was ich erfahren habe. Mir wurde aber bewusst, dass ich es selbst in der Hand habe.

Da war plötzlich dieses kleine Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte. Ich habe angefangen, viel über Schwangerschaft und Muttersein zu recherchieren. Zunächst für meine Arbeit, um meine Frauen besser zu verstehen. Ich fühlte mich wohl in der Thematik. Jedoch kam dieses kleine Gefühl immer wieder und wurde stärker. Mit aller Kraft versuchte ich es zu unterdrücken. Bloß nicht zulassen. Ich wollte nicht darüber nachdenken, ob ich auch ein Kind haben möchte. Ich hatte immer miesere Laune, war nachdenklich, hatte Angst. Irgendwann meinte Manu zu mir: Lass es doch mal zu, lass die Frage ruhig zu. Man darf seine Meinung ändern. Ich ließ es zu. Und da wusste ich. Ich wollte Mama sein. Mit Manu will ich es. Das kann nur gut werden. Nun hatte ich ja Ideen, wie es anders gehen kann. Durch Abstand von meinem Zuhause, durch meine Erfahrung, durch meine Freundinnen, durch all die Frauen in meinem Leben. Jetzt wollte ich es unbedingt.

Fairerweise musste ich nun Manu auch Zeit geben, darüber nachzudenken. Am liebsten hätte ich direkt losgelegt. Na klar. Aber von Null auf Hundert war mein Ding, nicht Manus. Er brauchte Bedenkzeit. Voll verständlich. Also wartete ich.

Ok, jetzt kann es losgehen

Wir haben viele schöne Gespräche gehabt. Wie könnte es aussehen mit einem Kind? Welche Eltern wollen wir sein? Wie machen wir das mit der Care-Arbeit, mit unseren Jobs? Können wir dann immer noch reisen? Auf die ein oder andere Frage gibt es noch keine Antwort. Das klären wir auf dem Weg. Auf einer gemeinsamen Urlaubsreise haben wir beschlossen loszulegen. Das war schon ziemlich cool.

Die Geduldsprobe – zum Glück habe ich Yoga

Da ich meinen Zyklus ziemlich gut kenne, haben wir es regelmäßig um meinen Eisprung herum versucht. Auch wenn ich all die Erzählungen kannte, dachte ich, dass wir loslegen und dann direkt schwanger werden. Aber so war es natürlich nicht. Am Anfang war es noch ok. Obwohl ich schon auch traurig war, als meine Periode kam. Nach einem halben Jahr wurde ich zunehmend ungeduldiger vor meiner Periode.

Das Warten darauf, ob es dieses Mal klappt oder nicht, wurde unerträglich. Ich hatte richtig PMS, hab mich ganz schön reingesteigert, wurde eine ganz andere Person. Für mich war dieses Gefühl furchtbar. Ich habe mich sehr gesträubt dagegen, was es meistens noch schlimmer machte (Ich lerne immer noch das Fühlen unangenehmer Gefühle). Als meine Periode kam, war ich traurig, weil ich auf einen neuen Zyklus hoffen und warten musste, aber es war ok. Bis kurz vor der nächsten Periode. Dann ging der Frust und die Ungeduld wieder los. Ein Teufelskreis. Manu war sehr entspannt. Das hat mich natürlich zusätzlich auf die Palme gebracht.

Für mich war meine regelmäßige Yogapraxis Gold wert. Zum einen konnte ich meine körperliche Fitness aufrechterhalten, zum anderen konnte ich meine geistige Fitness verbessern, so dass ich meinen derzeitigen Zustand akzeptieren konnte. Außerdem unterstützte ich meine Gesundheit mit angepasstem Yoga in den einzelnen Zyklusphasen. Es war wirklich schön, denn ich habe mir viel Zeit für meinen Zyklus genommen, um im Einklang mit ihm zu leben. Dadurch habe ich nochmal ganz viel über mich gelernt und freue mich schon auf die Zeit nach der Geburt, wenn ich meinen Zyklus neu kennenlernen darf. Eine Sache, die mir half, als ich vor meiner Periode wieder ausflippte, war der Gedanke, dass die schwierigen Empfindungen vorübergehen würden. Der ungeduldige Zustand war unerträglich, aber auch dieser Zustand ist immer wieder irgendwann vorbei gewesen. Vielleicht hilft dir das auch bei extremen Empfindungen.

Falls du Interesse hast zu lernen, wie du deinen Zyklus mit Yoga unterstützen kannst, dann sei gerne beim nächsten Zykulsyoga Workshop dabei. Wann der stattfindet, erfährst du im Newsletter von Yogavera Studio.

Endlich Schwanger sein

Nach 10 Monaten hatten wir dann den positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Der zweite Strich war ganz leicht da, aber von Corona wusste ich, Strich ist Strich. Es hat geklappt. Wir waren ziemlich happy! Wir sind schwanger! Das Warten hat ein Ende. Dachte ich…

  1. Trimester

    Im ersten Trimester ging es mir ziemlich bescheiden. In diesem Blogeintrag schreibe ich darüber. Man konnte noch nichts sehen und trotzdem veränderte sich mein Körper. Ein kleiner Einblick: Hunger, aber nicht zu viel essen, Übelkeit, Müdigkeit, Schwächegefühl, depressive Verstimmungen, wird das Baby bleiben? Für mich war es das große Warten auf das zweite Trimester, weil alle sagten, dass es dann besser sein würde, und weil wir beschlossen hatten, drei Monate zu warten, um es allen anderen zu erzählen. Ich hab es gehasst. Immer musste ich warten.

  2. Trimester

    Und so kam es auch… Wie ein neues Kapitel im Buch. Seite umgeschlagen und rein ins zweite Trimester. Es war unglaublich schön. Die Übelkeit und die Müdigkeit waren Geschichte. Wie ein Energiebündel habe ich mich gefühlt. Ich war so fit, so vital, endlich war ein kleiner Bauch sichtbar und das Baby fing an sich zu bewegen. Einfach magisch. Im zweiten Trimester wäre ich gerne länger geblieben.

  3. Trimester

    Ganz schleichend kam das dritte Trimester. Wir waren beim Geburtsvorbereitungskurs, das Baby bewegte sich immer mehr, der Bauch wurde immer größer. Ich liebe diesen prall gefüllten Bauch. Jede Gelegenheit nutze ich, um ihn zu bestaunen. Ein bisschen schade finde ich, nicht im Sommer schwanger zu sein. Nur noch bauchfrei wäre ich dann rumgelaufen. Aber kuschelig eingepackt ist er auch wunderschön. Irgendwann ab dem achten Monat gingen die Rückenschmerzen los. Yoga unterrichten konnte ich bis zum Mutterschutz (35.SSW). Seit dem entspanne ich und bereite mich mit Yoga auf die Geburt vor. Ich schaffe Raum in meinem Körper, in der Wohnung, in meinem Leben für das Baby.

Immer noch schwanger sein

Und da befinde ich mich gerade. Warten auf das Baby. Es ist so aufregend, so spannend und kaum auszuhalten. Was mir dabei hilft? Schreiben, die Bewegungen des Babys feiern, kuscheln, Yoga, Freunde treffen, telefonieren, spazieren gehen, Social Media, Serien schauen, nähen, kochen und wissen, dass das Warten bald vorbei ist.

Ein Schritt nach dem anderen, sagt meine Hebamme…

Was wohl das nächste Warten ist?

Wie ist es für dich? Das Schwanger-Werden? Hattest du das Gefühl ständig im Wartemodus zu sein? Oder war alles super schnell für dich?

Ich bin gespannt auf deine Geschichte. Schreib mir gerne unter mail@yogavera.studio, oder lass mir ein Kommentar da.

Liebst, Vera


Diese Blogeinträge könnten dich auch interessieren:

1. Trimester - Hurrah ich bin schwanger

Vorteile von Schwangerschaftsyoga

Was du beachten solltest, wenn du Yoga in der Schwangerschaft übst

Yoga für das erste Trimester - Sichere Körperübungen bei Müdigkeit, Übelkeit und Stimmungsschwankungen

Zurück
Zurück

Körperliche Veränderungen während der Schwangerschaft

Weiter
Weiter

Sodbrennen in der Schwangerschaft - So hilft dir Yoga